Vorsicht! Lebensgefahr beim Kryptohandel – Warum man in dieser Zeit kaltblütig sein muss

Crypto goes future

Vorsicht! Lebensgefahr beim Kryptohandel – Warum man in dieser Zeit kaltblütig sein muss

Der Aktienhandel verändert sich gerade massiv! Bleibt das so? Und was heißt das für die Kryptowährungen?

Wer noch Andre Kostolany kennt oder mit dem Begriff “Orakel von Omaha” etwas anzufangen weiß, der ist sicher schon ein paar Jahre in der Welt des Aktienhandels und der Börse zu Hause. Der erinnert sich sicher noch daran, als das Klischee besagte, dass Aktionäre grundsätzlich einen dicken Mercedes fuhren und die Hose ordnungsgemäß mit Hosenträgern über den voluminösen Leib gespannt wurde. Die Zigarre war, um in diesem Bild zu bleiben, geradezu obligatorisch.

Nun sitze ich zu Beginn des Jahres 2021 hier am Schreibtisch und spreche mit dem Amazon-Echo-Lautsprecher per  Alexa nicht nur über das Wetter, sondern lasse mir auch den letzten Kurs vom Computerhändler “Gamestop” direkt von der New Yorker Stock Exchange ansagen. Schöne, neue Welt? Vielleicht.

Eins steht für mich fest: Der Aktienhandel verändert sich gerade massiv! Durch eine Vielzahl von neueren technischen Werkzeugen, wie zum Beispiel die App Trade Republic, die es seit 2015 gibt, kommt eine andere, jüngere und anders sozialisierte Klientel auf das Börsenparkett.

Dadurch besteht Lebensgefahr beim Krypto-Handel!

Zwischen Dönerstand und Bushaltestelle schnell mal ‘ne Aktie kaufen!

Ändern sich dadurch die Spielregeln? 

Noch einmal etwas klarer formuliert: Die Teilnahme am Börsengeschehen wird zunehmend leichter, auch für gänzlich unbedarfte Personen. Während Kostolany und Co. noch im Börsensaal ihre Order per Papier(!) an den Broker des Vertrauens übermitteln mussten, lassen sich heute Transaktionen in Sekundenbruchteilen von der Bushaltestelle aus mit dem Mobiltelefon erledigen. Danach geht der Jung-Börsianer zum Dönerstand und zahlt seine frittierten Falafel mit der NFC-Funktion der Smartwatch. Nachdem der Snack verputzt ist, geht man in der Theatergruppe beim Stück “Warten auf Godot” der Frage nach: “Und was kommt jetzt?” oder anderen essentiell bedeutsamen Fragen.

Warum schweife ich hier so ab?

Es geht darum, dass in den letzten Jahren zunehmend Werkzeuge auf den Markt kommen, die es einer viel breiteren Gruppe von Neu-Tradern ermöglichen am Börsengeschehen teilzunehmen. Ein Klick und weg. Die nächste Kursrakete ist nur einen Wisch entfernt und es fehlt nur eine Massen-Message bis zum nächsten Bullen-Run. In Kombination mit dem völlig selbstverständlichen Austausch in großen Foren, die mal öffentlicher (Facebook) oder weniger öffentlich (Discord) agieren, ergeben sich Konstellationen, wie sie bisher im Aktienmarkt so offensichtlich noch nicht zu beobachten waren.

Ist Gamestop das Menetekel an der Wand?

Exemplarisch und erstmals für eine weltweite Öffentlichkeit so klar sichtbar wurde durch ein gezieltes Pushen in einer reddit-Gruppe mit über 6 Millionen Mitgliedern der Aktienwert der us-amerikanischen Einzelhandelskette für Computerspiele und Unterhaltungssoftware GameStop von mickrigen 14 Euro auf aberwitzige 285 Euro hinaufgetrieben. Nun muss man wissen, dass die Firma über die letzten Jahre ein eher verstaubtes Vertriebskonzept betrieben hat: Man verkauft in den rund 5.500 Ladengeschäften (Stand: 2019) physisch Datenträger mit Software, Spielen und Peripheriegeräte an die Kundschaft. Der selbsternannte Shop für “Gaming und Popkultur” hat damit in den letzten Jahren wohl nicht mehr den Zeitgeist seiner Kunden und wohl auch nicht mehr die richtigen Absatzkanäle getroffen. Daher steht die gesamte Kette unter Druck und es stehen Schließungen von mehr als 300 Filialen an. Dies hatten auch mehrere professionelle HedgeFonds so analysiert und waren in der Aktie massiv short gegangen. Die Details dieser Wirtschaftsschlacht können Sie hier in der Süddeutschen und hier in der WirtschaftsWoche exemplarisch nachlesen.

Was die anderen können, können wir auch… Wider jede wirtschaftliche Vernunft…

Nun kommt es durch die Verabredung wirklich vieler Menschen in den genannten Foren dazu, dass Kleinanleger einen Aktienwert ganz gezielt nach oben kaufen. Wider jede wirtschaftliche Vernunft. Diese Verabredung, man kann auch von Zusammenrottung sprechen, hat man bisher in der Vergangenheit immer den großen Fondmanagern und Wallstreetgrößen nachgesagt, die sich – so die Vorstellung – in Hinterzimmern darüber abgesprochen haben, den einen oder anderen Wert gezielt zu pushen oder zu stürzen. Hat es diese Form von Marktmanipulation gegeben? Ja, bestimmt! Wurde diese schon einmal von ganz normalen Menschen benutzt, um einen Börsenwert gezielt zu steuern? Mir ist kein Fall in diesem Ausmaß bekannt.

Schreiben Sie mir: Kennen Sie einen Fall, wo Privatleute das Marktgeschehen derart radikal verändert haben? info [at] krypto-gruppe.de

Insbesondere die zielgerichtete, planmäßig koordinierte Absprache die Aktie von Gamestop hochzukaufen, ist neu. Dies hat natürlich Auswirkungen.

  1. Die shortgegangenen HedgeFonds selber sind in massive Probleme gestürzt worden. Durch den massiven Kursanstieg kam es zu einem Squeeze-Out und der Fond musste sich mit teuren Aktien eindecken. Aktuell wird berichtet, dass sich der betroffene HedgeFond rund 2,75 Milliarden US-Dollar leihen musste, um die Shortpositionen auflösen zu können und seinen Betrieb aufrecht zu erhalten.
  2. Manch einer der Menschen, die Gamestop hochgekauft haben, werden bei dem unweigerlich folgenden massiven Kursrückgang erhebliche finanzielle Einbußen erleben. Den letzten beißen die Hunde! Ob es dann diesen Spaß wert war?
  3. Jeder einzelne Börsenteilnehmer wird in seinen persönlichen Abwägungen und Einschätzungen einen weiteren Punkt in die Überlegungen einpreisen müssen: Hat “meine” Aktie jemand im Visier und besteht die Gefahr, dass ein koordinierter Mob den Wert hoch- oder runterkauft?

Gerade dieser dritte Punkt macht es für einen Privatanleger noch schwerer einen Aktienwert zu identifizieren und zu analysieren, um damit einen Gewinn einzustreichen.

Turbo-Zertifikate mit Ko-Schwelle und großen Hebeln sind für mich aktuell tabu

Für mich selber bedeutet der Zustand an der Börse aktuell, dass ich nur noch mit einem sehr kleinen Teil meines Einsatzes tagesaktuell Einzelwerte traden werde. Insbesondere KO-Zertifikate mit großen Hebeln sind für mich derzeit tabu.

Kryptowährungen sind massiv gefährdet

Wie man in den letzten Tagen exemplarisch an Ripple (XRP) erleben konnte, sind gerade Kryptowährungen in Gefahr ein Spielball der kaufwütigen Menschenmassen zu werden. So wurde der XRP-Wert ohne erkennbaren Grund innerhalb weniger Stunden und Tage von 0,18 Euro-Cent auf 0,60-Euro-Cent gepusht und ist nun nur wenige Handelsstunden später bei rund 0,31 Euro-Cent angelangt.

Ich bin sehr gespannt, ob diese gezielten Kauf-Attacken auch in Zukunft so öffentlich ablaufen, oder ob sie subtiler werden und wie ein schleichendes Gift das Börsengefüge verändern.

Nix für Weicheier: Heftige Kursausschläge bei Ripple (XRP). (Montage: tom/dkf)

Nix für Weicheier: Heftige Kursausschläge bei Ripple (XRP). (Montage: tom/dkf)

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